20.7.05 "Getreideverbrennung bringt Bauern mehr Geld"

Da Getreide zur Lebensmittelerzeugung zu wenig bringe, fordern Bauernpräsident Sonnleitner und Agrarminister Miller, es als Regelbrennstoff zuzulassen. Das hieße also wertvollste Nahrung zu verbrennen, und das in einer Welt, in der noch immer zig Millionen Menschen verhungern! Die Perversion wird komplett, weil bekanntlich dafür oft sogar aus den Hungerländern Getreide und Leguminosen für unsere Schweine, Geflügel und Kühe eingeführt werden. Nicht wenig der großen Produktivität, mit der die modernen Bauern heute oft prahlen, wächst tatsächlich in der Erde der Armen. Diese Art von Warenverschieberei ist in meinen Augen nicht nur unmoralisch, sondern schlicht kriminell. Energie vom Acker ist erst dann akzeptabel, wenn der Hunger besiegt ist!

 

2006 Energie vom Acker

Ein neuer Wahnsinn hat dieses Land befallen! Renommierte TV- und Printmedien schwärmen von der "Energie, die nie versiegt!“ und loben die damit zu gewinnende "Unabhängigkeit“ von fremden Öl- und Gaslieferanten. Sie meinen damit Energie vom Acker, wo immer öfter Getreide, also quasi Brot, in Heizwärme, Strom oder Kraftstoff verwandelt wird. Selbst bekannte Moralisten, wie Franz Alt, werben auf ihrer Webseite dafür und auch viele ökologisch sich gebende Politiker rühren die Werbetrommel. Von den Bauern und ihren Lobbyisten gar nicht zu reden, kein Wunder, weil sich für sie das Ganze rechnet. Doch schon heute ist unser Land der größte Importeur von Nahrungsmitteln und wie es aussieht, wird unsere Abhängigkeit von fremden Erzeugern weiter zunehmen. "Das muss so sein!“, sagt unsere exportabhängige Industrie im Einklang mit den Produzenten. "Wie sollen diese Länder unsere Waren kaufen können, wenn wir nicht ihre Agrarprodukte kaufen?“

Dass dies auch von der Weltbank gefordert wird, ist klar, denn die vertritt die reichen Industrieländer. Doch sogar die UNO fordert den Abbau von Handelshemmnissen und verschwendet offenbar keinen Gedanken über den Raubbau in den Tropen und Subtropen, nicht über die Energieverschwendung und die sozialen und ökologischen Verwerfungen, die mit den globalen Nahrungsverschieberein verbunden sind, und nicht über den Umstand, dass in Hungerländern die Großgrundbesitzer und ihre korrupten Regierungen der eigenen Bevölkerung die Nahrung entziehen, um für den Erlös Luxusgüter; Maschinen und Waffen zu kaufen. Ein Großteil dieser Exporte ist aber durch den Zwang zum Schuldendienst bedingt, ein Instrument, das die Peitsche der Kolonialherren abgelöst hat.

Allein die 12 EG-Staaten haben 1990 fast 30 Mio. t Futtermittel aus Entwicklungsländern importiert, die als Grundnahrungsmitteln der dortigen Bevölkerung abgehen. Dazu produzieren die Landbesitzer auf wertvollen Flächen eine Vielzahl von anderen Produkten für den Weltmarkt, etwa Kaffee, Tee, Kakao, Tabak, Baumwolle u.v.m.

Vor diesem Hintergrund ist der Getreideanbau zur Energieversorgung bei uns schon sehr makaber. 1940 wurden pro verbrauchter Kalorie bei der manuellen Feldarbeit noch etwa zweieinhalb Kalorien an Nahrungsmitteln erzeugt, 1974 betrug das Verhältnis bereits 1:1. Ich weiß nicht ob bei dieser Berechnung bereits die Energieverschwendung für die globalen Transporte der ersatzweise eingeführten Lebensmittel berücksichtig wurden. Falls nicht, dann wird die Energiebilanz noch haarsträubender. In jedem Fall verbraucht diese Katastrophen-Ökonomie mehr Energie, als sie erzeugt.

Unsere Landwirtschaft produziert derzeit jährlich Güter für 65 Mrd. DM und verursacht Umweltschäden mit entsprechenden externen Kosten in Höhe von 80 bis 100 Mrd. DM – je nach Quelle. Das ist die "Leistung“ der Ökonomen. Sie haben nur die kurzfristige Gewinnmaximierung des Einzelbetriebes im Auge gehabt, nicht aber die langfristige Nutzenmaximierung für die Gesellschaft.

Es scheint eine Forderung gleichermaßen der Vernunft und der Menschlichkeit zu sein, erst Energiepflanzen anzubauen, wenn der Hunger besiegt ist und durch regionales Wirtschaften überhaupt so etwas wie Energie-Effizienz herausspringen kann. Bis dahin sollten wir uns mit der Nutzung von Holz, organischen Abfällen aller Art, Mist und Gülle begnügen, was aber sowieso zu einer beachtlichen Energiemenge führt. Ferner ist es sinnvoll Grasschnitt, der bei der Landschaftspflege anfällt, zu vergären und in Methangas umzuwandeln, wenn es nicht als Nahrungsgrundlage für Wild- und Weidetiere dient, was in jedem Fall vorzuziehen ist.

 

 1.2.08 Subventionierte Nahrungsvernichtung

Kommentar in freigeisst.de

 

In den letzten vierzig Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt, von drei auf über sechs Milliarden. Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist aber nur um 9 Prozent gewachsen. Gleichzeitig haben sich die Verzehrgewohnheiten stark verändert, es werden heute um ein Vielfaches mehr Fleisch und andere tierische Produkte verzehrt, was eine viel größere Anbaufläche erfordert. (Für ein Kilo Fleisch werden bis zu zehn Kilo Kraftfutter benötigt!)

Die größte Veränderung ergibt sich aber aus dem noch immer propagierten Anbau von Energiepflanzen. Der Ethanolanbau etwa wurde in Brasilien und den USA in gigantischem Maße ausgeweitet, bester Mais wird vergärt und verschwindet als Sprit in Fahrzeugtanks. Ebenso geschieht es mit Rapsöl, als Dieselersatz. Wurde einst von Umweltschützern die Verwertung von Gülle und pflanzlichen Abfällen in Biogasanlagen gefordert, so wird dafür heute vor allem Getreide verwendet, wegen der höheren Ausbeute. Andere verbrennen Getreide direkt in Öfen anstelle von Holzpellets. Unglaublicherweise wird diese Nahrungsvernichtung sogar noch mit Prämien gefördert.

Das Ganze ist eine Art kollektiver Wahnsinn, eine Art Krieg, einmal gegen die Natur, weil rücksichtslos die letzten Urwälder abgebrannt und in Agrarsteppen umgewandelt und immer mehr Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden, kostbares Wasser verschwendet und die Böden verseucht werden und ein Krieg gegen die Armen, die oft von Agrarkonzernen von ihrem Land vertrieben werden und deren Grundnahrungsmittel immer unbezahlbarer werden.

 

20.5.08 Durchsichtige Industriepolitik

Leserbrief an PNP zum Artikel „Kfz-Steuer sorgt für dicke Luft"

 

Industriepolitik kommt heute gerne in einem grünen Mäntelchen daher. Die Bürger werden zu Neuanschaffungen genötigt und das Ganze nennt sich dann Umweltschutz. Wer ein neues Autos kauft, soll wieder einmal vom Staat steuerlich belohnt werden, wer sein altes weiterfährt, wird bestraft. Der Energie- und Rohstoffverbrauch bei der Herstellung kommt in dieser Rechnung nicht vor, obwohl etwa durchschnittlich 25 Tonnen Abfall pro Auto errechnet wurden, was dem Hausmüll eines ganzen Lebens entspricht.

Aber Vermeidung und Bescheidung bringen kein Wachstum, Produzieren und Verkaufen heißt die Devise! Würden alle Menschen auf der Erde so leben wie wir, wären fünf Erdkugeln nötig um den Bedarf decken zu können. Es kann so also nicht weitergehen. Nicht immer mehr, weiter, schneller und protziger kann uns retten, sondern das Gegenteil davon: weniger, näher, langsamer und bescheidener. Und regionaler wirtschaften, die Familien und Arbeiten und Wohnen wieder mehr zusammenbringen und unsere Heimat lebenswerter machen.